Fotoreisebericht Norwegen

Stabkirche Ringebu
Stabkirche Ringebu

Die norwegischen Fjell- und Fjordlandschaften waren das Ziel einer 9-tägigen Fotoreise, zu der Mitglieder und Freunde der Fotogruppe Hausen am 15. August 2013 aufbrachen. Mehr als 30 Fotografie- und Reisehungrige hatten das Angebot zur diesjährigen großen Fotoreise wahrgenommen. Erlebnisse und Eindrücke aus dem Land der Trolle fasst der Bildbericht von Dietrich Wirk zusammen.  

„Norwegen ist das schönste Land der Welt. Nichts ist mir lieber, als hier zu reisen“, bekannte der Globetrotter Jans A. Riiesnæs über sein Heimatland. Die Fotogruppe Hausen folgte dieser Empfehlung und unternahm eine neuntägige Fotoreise in das Land der mächtigen Fjorde, der majestätischen Berge und der gewaltigen Gletscher.

Mit der Fähre ging es von Kiel nach Göteborg und weiter nach Lillehammer. Unterwegs statteten wir den landschaftlich reizvollen schwedischen Inseln Tjörn und Orust einen Besuch ab und bestaunten die Felsritzungen von Tanumshede, die auf der Weltkulturerbeliste stehen. Sie sind etwa 3000 Jahre alt und stammen aus der Bronzezeit. Durch den großen Reichtum unterschiedlicher Motive – bisher wurden über 10.000 Gravuren entdeckt – geben die Steinzeichnungen Aufschluss über das religiöse und soziale Leben dieser Zeit. Es gibt Bilder von Schiffen, Tieren und Personen, u.a. ein Brautpaar und Männer mit Streitäxten.

Von dem romantischen Ortskern von Lillehammer gewannen wir bei einem abendlichen Rundgang nur einen flüchtigen Eindruck. Das liebliche Gutbrandstal verzauberte mit seinen grünen Wiesen, stillen Seen, wilden Wasserfällen und den idyllischen Dörfern. Überall am Wegesrand begrüßten uns die sagenhaften Trolle, grimmige Gestalten mit wackeligen Zähnen und langen Nasen, die aus der Gedankenwelt der Norweger nicht wegzudenken sind und die im Kleinformat zu Tausenden in den Souvenirläden stehen. Die in der norwegischen Mythologie verwurzelten Fabelwesen sind je nach Definition gute oder böse Geister, meiden das Tageslicht und werden zu Stein, wenn sie einem Sonnenstrahl ausgesetzt werden.

Im Gutbrandstal thront stolz auf einem Hügel inmitten eines ausgedehnten Friedhofes die Stabkirche Ringebu, eine der größten der 28 noch bestehenden Stabkirchen. Sie wurde um 1220 erbaut und später mehrfach umgebaut. Wichtigstes Merkmal dieser Kirchenform ist der so genannte Stabbau, bei dem die Wände aus senkrecht stehenden Stäben gebildet werden im Unterschied zu der horizontalen Blockbauweise. Bemalung und Ausstattung erinnern an orthodoxe Kirchen.

Weiter im Westen konnten wir die sagenumwobene Trollwand bestaunen, das Paradies für Extremkletterer. Die Trollwand ist die höchste Steilwand Europas und ähnlich bekannt wie bei uns die Eiger Nordwand. Sie ragt 1700 m über die Talsohle, die obersten 1000 m davon sind überhängend. Ähnlich grandiose Eindrücke gewannen wir bei der Fahrt durch die elf Kehren des Trollstigen, einer atemberaubenden Passstraße, die auf kurze Distanz einen Höhenunterschied von 405 m überwindet. Erst von den Aussichtsplattformen am oberen Ende erkannte man, wie spektakulär die Straße in die felsigen Abhänge des Istertales hineingesprengt worden ist.

Auch der Ausblick auf den weltberühmten Geirangerfjord, den wir nach halsbrecherischer Fahrt über die Adlerstraße erreichten, war ein Highlight der abenteuerlichen Fahrt durch die norwegische Gebirgswelt. Ein besonderes Erlebnis war die Schifffahrt auf dem Geirangerfjord mit seinen senkrecht abfallenden Steilwänden, vorbei an den Wasserfällen „sieben Schwestern“, „Freier“ und „Brautschleier“. Die einsamen in dem steilen Gelände auszumachenden Gehöfte zeigten, wie mühsam die Menschen früherer Generationen ihren Lebensunterhalt verdienen mussten. Innvikfjord und Sognefjord mit ihren Verästelungen waren weitere fotogene Stationen unserer Reise, bevor wir auf engen Bergstraßen nach mehreren Fotostops unser Tagesziel Bergen erreichten.

Bergen machte ihrem Ruf als niederschlagreichste Stadt Europas alle Ehre und empfing uns mit Regen, zeigte allerdings ihre Visitenkarte, die prachtvollen alten Holzhäuser der Hafenpromenade am Folgetag im milden Sonnenlicht. Bergen erwies sich als jugendlich-heitere Stadt, die sich jetzt zu Semesterbeginn voll und ganz in der Hand der Studenten befand. Wir erkundeten die Altstadt mit ihrem berühmten Fischmarkt, die Domkirche, das hanseatische Museum und streiften durch die schmalen Hinterhöfe und Lagerhallen der Bryggen, in denen deutsche Kaufleute im Mittelalter einen schwunghaften Handel mit Salz, Bier und Stockfisch betrieben. Beim Bummel über den Fischmarkt erfuhren wir schmerzhaft, wie ungeheuer teuer das Leben in Norwegen ist. Für zwei Garnelenspieße mit Pommes und Salat und eine Portion Miesmuscheln bezahlten wir umgerechnet 75 Euro. Die Auffahrt mit der Standseilbahn zum Fløyen, dem Hausberg von Bergen, wurde zu einem besonderen Erlebnis, ergab sich von hier doch ein grandioser Blick über die Stadt, die zerklüftete Küstenlinie und die vorgelagerten Inseln.

Weiter ging die Fahrt in Richtung Oslo. Im Bereich des Hardangerfjordes gab es mehrere Wasserfälle zu bestaunen und zu fotografieren, so den Steinsdalsfossen, hinter dem ein Fußweg entlang führt. Am Vøringfossen stürzt die Bjoreia in 182 m senkrechtem Fall in einen engen Kessel hinab, aus dessen Tiefe unaufhörlich dichter Wasserstaub aufsteigt und ein wunderbares Farbenspiel hervorruft. Auffallend war der krasse Unterschied in Klima und Vegetation zwischen dem vom Golfstrom beeinflussten Hardangerfjord und der benachbarten Hochfläche Hardangervidda, die 1250 Meter über dem Meeresspiegel liegt und uns bei einem steifen, kalten Wind frösteln ließ. Die Hochebene ist eine Landschaft, die während der Eiszeiten durch Gletscher abgeschliffen wurde. Die Gletscher gaben dem Plateau seine heutige Form mit weiten Ebenen, flachen Seen und wenigen, sanften Hügeln. Angenehm mild war es dann wieder im Hallingtal, in dem die Äpfel an den zahlreichen Obstbäumen ihrer Reife entgegen gingen.

Hier hatten wir ein angenehmes Zusammentreffen mit Sabine Becker, einer deutschen Urlauberin, die den ganzen Sommer im Hallingtal verbringt und im Freilichtmuseum Nesbyen die deutschen Besuchergruppen führt. In den einzelnen Häusern des Museums wurde Geschichte und Kultur vom 12. bis zum 20. Jahrhundert dargestellt und wir gewannen einen guten Eindruck von der Bau- und Lebensweise der Landbevölkerung in den früheren Jahrhunderten. In Torpo besichtigten wir eine weitere Stabkirche, wo wir von einer sehr resoluten älteren Dame mit den Besonderheiten vertraut gemacht wurden. Die Kirche, die schon schlechtere Zeiten gesehen und als Holzlieferant für die Dorfbewohner gedient hatte, wurde von einem Förderverein vor dem Verfall gerettet und in den ursprünglichen Zustand wieder hergestellt.

Endpunkt unserer Reise war Oslo, wo wir in einem schmucken Hotel auf dem Osloer Hausberg, dem Holmenkollen, nächtigten und einen grandiosen Blick über Oslo und den Oslofjord genießen konnten. In Oslo standen das Rathaus, die neue Oper, das Parlament, das königliche Schloss, und die Museumsinsel Bygdøy auf dem Besichtigungsprogramm.

Imposant war die Skulpturenfülle des Vigelandparkes. Auf dem riesigen hübsch angelegten Gelände hat der norwegische Bildhauer Gustav Vigeland über 200 seiner Arbeiten ausgestellt. Allein die Vigelandbrücke wird von 58 naturalistischen Bronzegruppen eingerahmt. Die beeindruckendsten Figuren sind der „Trotzkopf“ und der in einem Kreis eingeschlossene Mann, der vergeblich auszubrechen versucht. Das immer wiederkehrende Thema ist der Lebenszyklus, das in dem 17 m hohen Monolith gipfelt, in dem 121 verschlungene menschliche Körper dargestellt sind. Uns blieben noch ein paar Stunden Zeit für eine Shoppingtour auf der Karl-Johans-Gate, bevor wir uns an Deck der Fähre nach Kopenhagen wieder zusammen fanden und bei einem herrlichen Sonnenuntergang unsere restlichen Schnapsvorräte vernichteten.

Dietrich Wirk